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Fair ist, für alle das Gleiche oder jedem das Seine?

Ist Gleichheit gerecht? Ist es fair, wenn alle dasselbe erhalten? Oder ist es fair, wenn jeder das Seine bekommt, also das, was er persönlich braucht? Auf den ersten Blick mag es gerecht erscheinen, wenn Menschen überall auf der Welt, in der Schule, im Beruf und im Privatleben gleich behandelt werden und dieselben Möglichkeiten erhalten. Doch Chancengleichheit und Inklusion sind komplexe Themen, die in der Praxis oft scheitern, insbesondere im Bildungssystem.

Doch die Grundschule „Op de Host“ aus SH zeigt, wie es geht und hat heute, am 12.10.23, einen der Deutschen Schulpreise der Robert Bosch-Stiftung erhalten. Ebenso wurde eine Schule aus Hamburg ausgezeichnet, die bei unserem Community-Buch mitgeschrieben hat. Siehe Blogbeitrag dazu auf sii-talents.de


Chancengleichheit und Inklusion sind, wie Digitalisierung, Querschnittsthemen und werden vor allem mit sozialen Nachhaltigkeitszielen in Verbindung gebracht.

Chancengleichheit meint (lt. Oxford-Languages), dass die gleichen Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten für alle, ohne Rücksicht auf Herkunft und soziale Verhältnisse, geschaffen werden sollen. Das bedeutet also auch, dass jeder Mensch alles werden können soll, wenn er nur möchte?

Inklusion meint vom Begriff her (lt. Duden), dass es eine gleichberechtigte soziale Teilhabe für alle Menschen geben soll – egal welchen Geschlechts, Nationalität, körperlicher oder geistiger Verfassung, etc. Im Bereich der Pädagogik ist damit gemeint, dass beeinträchtigte und nicht beeinträchtigte Kinder in Kindergärten und Regelschulen gemeinsam erzogen und gebildet werden soll.

Ebenfalls spielt der Gedanke der Integration bei Chancengleichheit mit hinein und meint, dass Kinder und Jugendliche aus anderen Ländern, welche in einer anderen Kultur und mit einer anderen Sprache aufgewachsen sind, in der Mitte der Gesellschaft aufgenommen werden sollen. Das Ziel von Integration und Inklusion ist also vor allem, niemanden in der Gesellschaft auszugrenzen und alle Menschen in das alltägliche Leben gleichermaßen einzubinden?

Doch das kann in Schulen und Kitas schwerlich funktionieren, denn einerseits fehlt dazu das Personal – insbesondere Erzieher:innen, Lehrkräfte, Sonder- und Sozialpädagogen. Anderseits fehlen Raum, Zeit und Möglichkeiten, um Inklusion im realen Leben umzusetzen, und auch für die „normalen“ und höher-begabten Schüler:innen passend zu gestalten, damit sie ihr persönliches Potenzial ausschöpfen und entfalten können. Außerdem fühlen sich die Betroffenen (z.B. DAZ/DAF-Schüler:innen) oft überfordert und sollten auch nicht mithalten müssen, wenn sie gar nicht können.

Kurzum: die Herausforderung, allen Kindern und Jugendlichen unter gleichen Bedingungen die gleichen Chancen zu ermöglichen, scheitert schon im Ansatz und klingt im mancher Hinsicht naiv (Meinung der Autorin, Kommentar). Haben sich hierbei, wie auch in anderen Bereichen, die Entwickler der 17 Nachhaltigkeitsziele verrannt?


Für alle das Gleiche ist nicht gerecht, sondern unfair!

Bild vom Interaction Institute for Social Chance (IISC) | Artist: Angus Maguire. 

Die bildliche Darstellung vom gemeinnützigen „Interaction Institute for Social Chance“ (kurz: IISC) aus Boston (USA) zeigt eindrucksvoll, dass für alle das Gleiche eben nicht fair ist und sogar Chancen verbaut!

  • Wie könnte es fair sein und allen Chancen ermöglichen, wenn kleine Personen das gleiche Podest nutzen müssen, wie große Personen? (Bildteil links)
  • Wie könnte es fair sein und allen Chancen ermöglichen, wenn Schüler:innen mit Deutsch als Fremdsprache, also insbesondere zu uns Geflüchtete, im Unterricht sitzen und kein Wort verstehen?
  • Wie könnte es fair sein und allen Chancen ermöglichen, wenn Kinder mit körperlichen Einschränkungen genauso wie alle anderen Schüler:innen beim Sport mitmachen sollen?
  • Wie könnte es fair sein und allen Chancen ermöglichen, wenn hochbegabte und geistig-beeinträchtigte Schüler:innen zusammen unterrichtet werden?
  • Wie könnte es fair sein, wenn eine sehr reiche Familie genauso viele Sozialleistungen vom Staat bekommen würde, wie eine arme Familie?
  • Wie fair wäre es, wenn Vegetarier und Fleischesser (Karnisten) das Gleiche essen müssten?

Jeder braucht das Seine, also Chancen durch individuelle Angebote und Förderung, wie das rechte Bildteil verdeutlicht.


Aber: So schwierig das ist – manchmal funktioniert es eben doch! Heute wurde die Grundschule „Op de Host“ aus Schleswig-Holstein für ihr besonders erfolgreiches Modell der inklusiven Pädagogik beim Deutschen Schulpreis der Robert Bosch-Stiftung ausgezeichnet.

„Der Inklusions-Gedanke ist in der Schule dabei weit gefasst und gleichzeitig bestechend schlicht: gute Schule für jedes Kind!“, heißt es in der Jury-Bewertung.


Quellen:

  • „Interaction Institute for Social Change | Artist: Angus Maguire.“  > Link
  • deutscher-schulpreis.de