FiFin-Kongress: Wie Frauen im Norden arbeiten und führen (wollen).
Themen wie New Work, Veränderungen durch die Digitalisierung sowie Vereinbarkeit von Beruf und Familie kamen auf die Bühne, in die Barcamp-Sessions und: an die Tische. Selbstständige, Gründerinnen und Frauen in Führung trafen sich am 17. und 18. Mai 2019 in der MuK in Lübeck, beim 2. FiFin-Kongress mit dem Titel: „Meine Arbeitswelten“. Freitagabend wurde zudem der IB.SH-Unternehmerinnenpreises verliehen.
Schleswig-Holstein soll ein echtes Gründerland werden – die Digitalisierung bietet neue Chancen. Zwar wächst laut IHK-Statistik die Zahl der Unternehmerinnen, aber: da ist noch Luft nach oben. „Die Digitalisierung ist ein aktuelles Zeitthema, das insbesondere Berufstätigen mit Kindern die Chance bietet, flexibel zu Arbeiten.“ sagte Gastgeberin Frederike C. Kühn (Präsidentin der IHK Schleswig-Holstein) am Freitag unter Anderem in ihrer Begrüßungsrede. „Dabei ist die Selbständigkeit ein Weg, den wir von der IHK fördern.“
Dr. Katarzyna Mol-Wolf von der INSPIRING NETWORK GmbH & Co. (Verlag) forderte in ihrer Keynote-Rede u.a.: „Frauen sollten sich nicht gegenseitig bewerten, sondern sich gegenseitig stärken und solidarisch unterstützen. Jede Frau soll „strahlen“ dürfen!“ Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und aktueller Bundesratspräsident Daniel Günther (Foto oben) sprach kurz vorm Ende der Veranstaltung – er hält Vereinbarkeit von Beruf und Familie für wichtig und selbstverständlich, weswegen er zum Beispiel den Ausbau von KiTa`s fordert.
Weitere Statements oben genannter Persönlichkeiten, stehen bereits im Presseartikel der IHK geschrieben.
Der Kongress bot eine Plattform für aktives Networking.
Neben den Reden auf der großen Bühne, gestalteten die Forumsleiterinnen und rund 200 Teilnehmer (m/w/d) den Kongress zu dem aus, was er wurde: Zu einer aktiven Networking-Veranstaltung mit geplanten Foren-Beiträgen, unvorhergesehenen Barcamp-Sessions und persönlichen Gesprächen in den Pausen. Am späten Freitagvormittag fanden drei Foren statt. Themen: „Netzwerk schlägt Hierarchie: Führung im digitalen Zeitalter“ mit Referentin Christiane Brandes-Visbeck (Kommunikationswissenschaftlerin & Autorin aus Hamburg); sowie „Digital durchstarten – bessere Chancen für Frauen, Solo-Unternehmerinnen und Freiberuflerinnen mit neuen Online-Tools“ mit Referentin Alexandra Brosowski (Autorin & SchreibCoach aus Neumünster) sowie “New Work – Und nun?“ mit Referentin Jennette Rouvel (geschäftsführende Gesellschafterin der SPI GmbH, Ahrensburg und Vorstandsmitglied des HanseBelt e.V.).
Die Autorin dieses Artikels war im Forum von Jeannette Rouvel, welche den Teilnehmern einen Blick in betriebswirtschaftlichen Modelle gab, die NewWork und Vereinbarkeit in Zeiten der Digitalisierung in ihrer Firma möglich machen sollen. Sie sprach von drei Modellen der Organisationsentwicklung: Kultur- und Personalentwicklung sowie Strukturänderungen, welche bei den zukünftigen Veränderungen durch Digitalisierung und NewWork in Unternehmen beachtet werden müssen.
Die Zukunft ist digital und zunehmend agil – verbunden mit Unsicherheit in der Industrie.
Ihre Forumsteilnehmer ließ sie Werkzeuge und Modelle vor Ort in Teams erproben. Mit der Systemtheorie „Blau-Rot“ löste sie bei vielen Kopfzerbrechen aus – was Sinn dieser Theorie ist! Gezielt soll quergedacht und versuchsweise verbunden werden, was völlig verschieden ist.
Jeanette Rouvel stellte im Schaubild blaue Probleme mit roten Ansätzen gegenüber. Während die Blauen festgeregelte, oft technischer Natur sind und nur mit Wissen gelöst werden können, sind die roten Probleme flexibel und veränderbar – um sie zu lösen, brauchen Mitarbeiter gute Ideen, Kreativität und Talent. Diese Systemtheorie ähnelt der Vorstellung von rechter und linker Gehirnhälfte, die verschiedene Fähigkeiten haben, welche nur mit „Trick 17“ bewusst vereinbart werden können – ist zumindest die Annahme der Autorin #SBraunSpeck, welche vor wenigen Wochen erst den Neurowissenschaftler Gerald Hüther auf der #NWX19 zum Thema NewWork und Kreativität interviewte.
Ihr Ziel: Deutlich machen, dass die festen, klaren Strukturen des Industrie- durch das agile Digitalisierungs-Zeitalter abgelöst werden – wozu zunächst Denkprozesse verändert werden müssen. Eine Aufnahme von Jeanette Rouvels Forum steht auf Youtube bereit.
Diplomat, Teamplayer, Zicke oder Alpha? Macht & Anpassungsfähigkeit.
Eine sehr lebhafte und spaßige Runde erlebte Beitragsautorin Susanne Braun-Speck (tiefenschaerfe.de und Mitautorin des Bertelsmann Booksprints „Vereinbarkeit 4.0“) bei der Barcamp-Session von Birgit Schiche, Leadership-Consultant aus Hamburg.
Die Fachfrau für Geschlechter unterschiedliches Kommunikationsverhalten sorgte für viele Lacher und interessante Diskussionen wegen klischeehafter Stereotypen – die doch viele Wahrheiten zeigen. Session-Thema waren u.a. typische Kommunikationsmodelle – die weibliche des „Kaffeekränzchens“ bei dem gemeinschaftlich, auf Augenhöhe, als Teams agiert wird und: bei dem Frauen sich gleichmachen und nicht aus der Reihe tanzen – weswegen sie seltener in Führungspositionen sind!
Dem Gegenüber steht das männliche Kommunikationsmodell der „Seilschaften“, bei dem es „laut“ ums Hervorheben der eigenen Person geht – und nicht um Inhalte; um einen sportlichen Wettkampf mit dem Ziel: in der Hierarchie möglichst weit Vorne zu stehen und zu „gewinnen“. Was die anderen davon halten, ist den Männern egal.
Besonders interessant war auch das „Johnestone“ Statusmodell (siehe Foto), bei dem Menschen in einem Team die Rollen und Positionen wechseln – bewusst oder unbewusst. Birgit Schliche verdeutlich´te den Teilnehmern, wann und wie sie von einer Rolle in die nächste gelangen, und was vielleicht helfen würde, um von einer tiefen (Teamplayer- oder Zicken-Rolle), in eine hohe Position (Diplomaten- oder Alpha-Rolle) zu gelangen.
In der Mittags-, wie in der Kaffeepause im Anschluss des Barcamps, sowie Abends nach der Preisverleihung (Foto: Büfett im Kolosseum), war ausreichend Zeit zum Netzwerken und für persönliche Gespräche. Dabei kamen insbesondere Probleme bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auf „den Tisch“. Dabei waren Freiberuflerinnen, mittelständische Arbeitgeberinnen, genauso wie Führungskräfte z.B. von Lübecks größtem Arbeitgeber Dräger.
Abends: IB-SH Unternehmerinnen-Preisverleihung im Kolosseum
Im Anschluss an den FiFin-Kongress ging es ab 18 Uhr mit alten und neuen Gesichtern weiter. Bis zur Bekanntgabe blieb es spannend im Kolosseum in der Kronsforder-Allee in Lübeck: Weder Schirmherrin Frederike C. Kühn, noch Justiz- und Gleichstellungsministerin Dr. Sabine Sütterlin-Waack, Lübecks stellvertretender Stadtpräsident Klaus Puschaddel oder Erk Westermann-Lammers, Vorstandsvorsitzender der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH), wussten vorher, welche Unternehmerin den diesjährigen Unternehmerinnen-Preis der IB.SH gewinnen und wer Newcomerin des Jahres sein würde.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!