Rente mit 60? Nicht in Deutschland!
Mit 60 Jahren in Rente gehen? Das wäre für viele Deutsche ein Traum, denn dann wären sie noch fit und gesund, um ihren Ruhestand richtig genießen zu können. Was für die meisten Deutschen ein Traum bleiben wird, ist in der Ukraine normal. Aber: in Deutschland werden sie genauso lange arbeiten müssen, wie Deutsche.
Ich bin Mitglied in einer Facebook-Gruppe, in der Wohnraum für geflüchtete Ukrainer:innen gesucht und angeboten wird. Dort schrieb ein Ehepaar am Wochenende: “… Meine Frau und ich suchen eine Wohnung in xx. Wir kommen aus der Ukraine. Ich bin 60 Jahre alt und meine Frau ist 55. Ich bin Ingenieur und meine Frau ist Lehrerin von Beruf. Zahlung der Miete über Jobcenter. Wir sind für jede Hilfe dankbar. …”
Meine Antwort: “Ihr habt beide Berufe, mit denen ihr relativ schnell einen Job in Deutschland finden könnt – insbesondere Lehrer werden gebraucht! Wenn ihr Arbeit habt, findet ihr auch leichter eine Wohnung.” Im Hintergrund hatte ich das Wissen, dass aufgrund der vielen ukrainischen Schulkinder in deutschen Schulen der Bedarf an Lehrkräften enorm gestiegen ist, und derzeit deutsche Lehrkräfte aus ihrem Ruhestand geholt werden, um diesen Bedarf zu decken.
Was dann folgte, überraschte. Zunächst antwortete eine Ukrainerin: “Sie sind schon fast in Rentenalter.”
Im Rentenalter? Mit 55 Jahren? Ich schrieb zunächst, dass ich 54 wäre und es als Herabwürdigung und Beleidigung empfinden würde, wenn mich jemand als Rentnerin bezeichnen würde – dafür bekam ich jede Menge Likes! Siehe Foto, also bitte. Wo ist da eine alte Frau zusehen? Bestes Alter würde ich sagen. Mein Mutter ist mit 73 Jahren Rentnerin und die sieht auch noch verhältnismäßig jung aus; sie geht seit Neuestem ins Fitness-Center … Da ich selbst zu den geburtenstarken Jahrgängen der 60er gehöre, gehe ich davon aus, dass ich mindestens noch 13 Jahre und eventuell mit 73 noch arbeiten werde. Irgendwer muss ja die Rentenkasse füllen und die Schulden zahlen, die Deutschland gerade macht … Oha – das wären nochmal fast 20 Jahre!
In der nachfolgenden Facebook-Diskussion wurde auf jeden Fall deutlich und nachzulesen ist es auch: Ukrainer:innen gehen tatsächlich viel früher in Rente, als Deutsche. Erst 2018 hatte es in der Ukraine eine Rentenreform gegeben. Seit dem müssen ukrainische Frauen mindestens 25 Jahre und Männer 35 Jahre lang gearbeitet haben, bevor sie Rente bekommen. Das reguläre Renteneintrittsalter für Personen mit kompletter Versicherungszeit liegt jetzt bei 60 Jahren – vorher bei 55.
In Deutschland gibt es Rente ab 67 Jahren!
In der Facebook-Gruppe wurde dann auch geschrieben, dass ukrainische Jugendliche viel früher arbeiten würden: mit 18, nicht erst mit 25 Jahren wie angeblich deutsche Jugendliche. Das stimmt natürlich nicht! Ukrainische Schüler haben nur 1 Jahr weniger Zeit bis zum Schulabschluss, als Deutsche, siehe Artikel dazu, und natürlich arbeiten bei uns auch schon viele Minderjährige, oft schon während der Schulzeit. Weiterhin wurde argumentiert, die Lebensbedingungen und Krankenleistungen in der Ukraine wären schlechter, als in Deutschland, was dazu führt, dass die Menschen früher sterben würden. Das soll tatsächlich so ein.
Dennoch ist es reine reine Utopie und pures Wunschdenken, dass Ukrainer in Deutschland früher in Rente gehen dürfen, als Deutsche.
In Deutschland werden Ukrainer nach deutschen Rechten und Pflichten leben müssen. Auch solche, wie das oben genannte Ehepaar, welches sich als “Rentner” beim Jobcenter angemeldet hat. Die deutschen Behörden werden sie als Rentner nicht anerkennen, sondern nach einem gewissen Zeitraum auffordern, sich einen Job zu suchen.
Die “Deutsche Rentenversicherung” teilte bereits im Mai 2022 mit, dass beim Bezug einer deutschen Rente für Ausländer dasselbe Eintrittsalter wie für deutsche Staatsbürger gilt. Das gesetzlich vorgeschriebene Renteneintrittsalter variiert – je nach Art der Altersrente – zwischen 63 und 67 Jahren. Weiterhin heißt es: Grundsätzlich können deutsche Rentenansprüche sowohl für Ausländer als auch deutsche Staatsbürger frühestens nach 5 Jahren Beitragszahlung (sogenannte Mindestversicherungszeit) in die Deutsche Rentenversicherung und dem Erreichen des gesetzlich vorgeschriebenen Renteneintrittsalters entstehen. Die in der Ukraine zurückgelegten Zeiten werden bei der Mindestversicherungszeit nicht mitberücksichtigt, da die Ukraine nicht zur EU gehört.
Da Ukrainer seit Juni 2022 keine Asylbewerber-Leistungen mehr erhalten, sondern Sozialleistungen wie deutsche Bürger, können sie auch eine “Grundsicherung im Alter” (wie Hartz4) beantragen – dazu müssen sie aber auch das deutsche Rentenalter erreicht haben UND bedürftig (arm) sein! Ab dem Geburtsjahrgang 1964 liegt die Regelaltersgrenze bei 67 Jahren. Wer genug eigenes Geld hat (etwa Erspartes), bekommt weder Hartz4 (ab Jan. 2023 Bürgergeld) noch Grundsicherung im Alter.
Bedeutet: Ukrainer:innen in Deutschland, die jünger als 67 und gesund sind, werden in absehbarer Zeit vom Jobcenter aufgefordert, sich einen Job zu suchen.
PS: Ukrainisch sprechende Lehrer:innen werden in Schulen dringend gebraucht; Handwerker und Ingenieure werden auch gesucht!
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