, , , ,

Teil 2: Stakeholder-Management im Kontext von Nachhaltigkeit

Auszug aus einem Beitrag von mir im Fachbuch „Zukunft gestalten in KMU„. Beitragstitel: „Stakeholder-Management im Kontext von Nachhaltigkeit & Personal“. Foto: aus dem Jahr 2001? (eigenes)

Teil 1 endete mit der Zwischenüberschrift:

Mittendrin steckte ich mit meiner IT-Freiberufler Agentur nebst Franchise-System

… Es gab Führungskräfte in Unternehmen, die dachten, mein neuartiges Geschäftsmodell käme aus dem Silicon-Valley in Kalifornien – dabei hatte ich es auf einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein entwickelt. Ich prägte den Begriff „Jobhopper“; er war 10 Jahre lang mein EU-weit eingetragener Markenname, heutzutage steht er im Duden. Außerdem sind meine damalige Rechtsanwältin und ich die Entwicklerinnen des heute sogenannten „Open-Book-Systems“ gewesen. Dieses ist ein offenes, transparentes Buchungssystem zwischen Auftraggebern und Freiberuflern, bei dem der Vermittler (die jeweilige Agentur) eine Provision erhält, wobei die Freiberufler wissen, wie hoch diese ist. Diese Transparenz kam sehr gut an und trug maßgeblich zu einem seriösen Image bei.

Die Abrechnung von Honoraren inklusive unserer Provision erfolgte damals über unser eigenes Anderkonto (eine besondere Form von Treuhandkonto), welches es seit 2007/08 in der Form nicht mehr gibt – wegen ausländischer Terrorgruppen, welche in Deutschland und anderen EU-Ländern Geldwäsche betrieben hatten. So gesehen waren selbst dies Stakeholder meiner Agentur, da diese eine Änderung des Geldwäschegesetzes auslösten (Deutscher Bundestag 2008 [1]) und mein Geschäftsmodell fast unmöglich machten – unsere Bank durfte uns das Anderkonto nicht mehr zur Verfügung stellen.

Kurzum: Unsere Agentur (mit bis zu 7 eigenen, sowie bis zu 18 Franchise- Mitarbeitenden, sowie vielen tausend Freiberuflern) hatte aufgrund des New-Economy-Hypes sowie seiner einflussreichen Stakeholder mit vielzähligen Herausforderungen zu kämpfen. Außerdem beeinflussten mehrere weltweite Finanz- und Wirtschaftskrisen immer wieder die Geschäftsentwicklung und gefährdeten die Unternehmenssicherheit.

Doch: Diese Zeit war aufregend, voller Chancen und Gelegenheiten, aber auch arbeitsintensiv – zu intensiv. Am Ende brach alles zusammen: Franchise-Nehmer: innen hatten Stück für Stück aufgegeben oder waren zu Wettbewerbern geworden; irgendwann trennten sich die Gesellschafter, ich persönlich war „zwischendurch“ mal eben Mutter geworden und litt Jahre später an einem Burnout. Doch den letzten Rest gab uns 2016 die Landesdatenschutzbehörde, die aufgrund der DS-GVO (Datenschutzgrundverordnung der EU) technische Möglichkeiten in unserer Freiberufler-Datenbank verlangte, die es nicht gab und nicht mal eben schnell entwickelt werden konnten. Wir waren von Amts wegen gezwungen worden, die Datenbank zu schließen. Das war das Ende.

Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weitergehen? Dazu fehlte mir nach 20 Jahren Kampf die Energie, zudem die Motivation, da ich eine kreative Lösungsmacherin bin, die Neues entwickeln „muss“ und kein Mensch für Linienaufgaben bin. Außerdem waren Arbeit und Beruf mit hochbegabten Kind, das in diesem schlechten Bildungssystem überhaupt nicht zurecht kam, kaum vereinbar – deshalb fing ich an, mich im Schulumfeld zu engagieren. Was daraus wurde? Siehe sii-talents.de

[1] https://dserver.bundestag.de/btd/16/090/1609038.pdf

Die Unternehmensgeschichte meiner Agentur beweist: Stakeholder (auch Behörden) können Macht haben – viel Macht!

Ob es jetzt das Personal nebst Gewerkschaften ist, welches durch Streiks den Betrieb lahmlegen könnte (siehe Deutsche Bahn); oder Umweltverbände, die möglicherweise Klagen einreichen, um etwa einen Infrastrukturprojekt zu verhindern; oder auch Kunden, die auf Social-Media-Plattformen negative Kritik äußern, was zu Umsatzeinbußen führen kann; oder die EU, die neue Richtlinien und Verordnungen auferlegt – Stakeholder beeinflussen jedes Unternehmen, egal wie klein oder groß es ist!

Doch: Stakeholder haben nicht nur Einfluss auf das Image und die Entwicklung von Unternehmen, sondern sind auch Antreiber für mehr Nachhaltigkeit, wie diese Grafik zeigt.

ZHAW (27. März 2023). in statista.com

Stakeholder-Management im Kontext von Nachhaltigkeit

Der Begriff „Stakeholder“ wird in verschiedenen Kontexten genutzt, hauptsächlich in der Betriebswirtschaft, sowie im Projekt- und im Nachhaltigkeits-Management. Letzteres ist Thema des Buches.

Um Unternehmen nachhaltig entwickeln und dabei auch soziale und ökologische Nachhaltigkeits-Maßnahmen ergreifen zu können, engagieren sich KMU-Chefs mit viel Hands-On-Mentalität und überschaubarer Planung oft selbst. Größere Unternehmen haben dafür einen Nachhaltigkeits-Manager oder sogar ein ganzes Team. Kernaufgabe des Nachhaltigkeits-Managements ist die Verbesserung der Leistung eines Unternehmens oder Organisation in Bezug auf die soziale, wirtschaftliche und ökologische Wertschöpfung [1]. Dazu gehört auch die Einbeziehung von Stakeholdern, die die Organisation beeinflussen und darauf einwirken; sowie das Ermitteln, die Priorisierung und Handhabung von wesentlichen (Nachhaltigkeits-) Themen und deren Auswirkungen (Seite 6, Accountability AA1000 [2], 2018).

Begriffs-Definitionen:

Das Stakeholder-Management plant, organisiert, führt und kontrolliert die Beziehungen zwischen einem Unternehmen oder Organisation und seinen Stakeholdern – beginnend bei der Identifikation relevanter Stakeholder, deren Analyse und Bewertung, sowie die Entwicklung geeigneter Strategien zum Umgang mit ihnen.

  • Ziel ist es, Unternehmensziele unter Berücksichtigung der Stakeholder-Interessen zu erreichen, Risiken zu minimieren und Chancen für das Unternehmen zu nutzen – auch durch nachhaltige Entwicklung.

Bei der „Stakeholder-Einbindung“ (auch Stakeholder-Dialog oder -Engagement genannt) geht es um konkrete Maßnahmen sowie die aktive Durchführung von dialogorientierten und partizipativen (mitwirkenden, teilnehmenden) Ansätzen mit Stakeholdern. „Miteinander reden“ ist dabei das A-und-O, und sei es bei einem persönlichen Gespräch in der Kaffeeküche – ob mit einem Gesellschafter oder Hausmeister. Jeder Dialog kann wichtige Erkenntnisse liefern!

Diese Einbindung von Stakeholdern berücksichtigt unterschiedliche Perspektiven und ermöglicht u.a. die Teilhabe von Stakeholdern an Entscheidungsprozessen. Außerdem können ungeahnte Entwicklungspotenziale und Ideen entdeckt werden – auch in Bezug auf Nachhaltigkeit.

Das Hauptziel besteht darin, durch den Aufbau von Vertrauen und langfristigen Beziehungen eine nachhaltige, wechselseitige Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und ihren Stakeholdern zu schaffen.

….


Direkt weiterlesen? Kauf das Kindle-E-Book (Link), siehe dort ab Seite 263.

Alternativ: Beratung anfragen, E-Mail: kontakt@sbraun-speck.de


[1] Wertschöpfung bezeichnet in der Wirtschaft die Transformation von vorhandenen Gütern oder Dienstleistungen in solche mit einem höheren monetären Wert. Es handelt sich dabei um das zentrale Ziel jeder produktiven wirtschaftlichen Tätigkeit

[2] Accountability = Rechenschaftspflicht. Mehr dazu: https://www.accountability.org/static/83189997a1cdf563589d6ff7e6a34d60/aa1000ap-2018-german.pdf