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Urlaub to go. Wohnwagen-Abenteuer an der Ostsee

Campen? Ich? Niemals. Dachte ich zumindest. Aber nur solange, bis wir keinen Garten mehr hatten. Der Balkon meiner Eigentumswohnung an der Straßenfront war kein Ersatz – ich vermisste das “Draußen-sein”. Kein Grün, kein ruhiger Platz zum Sonnen und Lesen, kein Freiraum für mein Kind. Fürchterlich. Also ziehen wir los, um einen Wohnwagen zu kaufen. Wir sind die achtjährige Sofie und ich, ihre 44jährige Mutter.

Für mehr Urlaubsgefühl starte das Meeresrauschen!

Nach einigen Dramen und Betrugsversuchen fanden wir einen “Knaus 450″ und wollten sofort los. Sofort! Wohin? An meine geliebte Ostsee natürlich, erst einmal nach Mecklenburg-Vorpommern. Meine Eltern begleiteten uns in ihrem Wohnmobil. Natürlich hatte ich vorher im Internet nach guten Plätzen recherchiert. Allerdings fehlten mir Erfahrungswerte: Worauf muss ich achten? Was ist wichtig bei den Bewertungen?

Dank meiner Unerfahrenheit landen wir auf einem 3-Sterne-Campingplatz namens „Liebeslaube“ unweit von Wismar.

Grün. Es ist Anfang Juni und es ist alles Grün.

Satter Rasen empfängt unsere Fahrzeuge; meine Tochter stürmt los und erkundet die Gegend. Es gibt klare Grenzen für sie: nicht alleine an den Strand und aufpassen wegen des An- und Abreiseverkehrs. Ansonsten findet meine wilde Hummel hier grenzenlose Freiheit. Spielplätze. Rasenflächen. Strand und Meer und viele, viele andere Kinder. Perfekt.

Und ich? Ich kopple meinen circa 900 kg schweren Wohnwagen ab. Zum Glück eilen Nachbarn zur Hilfe und schieben ihn an Ort und Stelle – jeder hilft hier jedem. Beim Herunterschrauben der Wohnwagenbeine muss ich geduldig sein … Und dann zeigt „Opa“ mir den Rest: Wie ich zum Beispiel den Stromanschluss legen muss. Was schwierig wird, da der Verkäufer ein Adapter-Kabel einfach herausgenommen hat. Meine Eltern leihen mir eines. Was bin ich froh, dass sie dabei sind!

Außerdem brauche ich Wasser – ach herrje.

Gießkannen habe ich; damit fülle ich die Wassertanks. Da die „Liebeslaube“ eben ein 3-Sterneplatz ist, gibt es hier keine direkte Versorgung am Stellplatz. Heißt in Zukunft: Comfortplätze buchen! Mit Wasser und Abwasser am Platz. Jetzt muss ich über die Wiese laufen, um Wasser zapfen zu können. Da ich das als sportliche Übung betrachte, stört mich das nicht. Aber: Mit fehlt etwas. Ein Abwasserbehälter. Den kann ich mir im Shop auf dem Platz besorgen – wenigstens einen Eimer. Den stelle ich unter das Abwasserrohr des Wohnwagens.

Meine Herren: Ist das eine Arbeit!

Wie einfach meine Eltern es mit ihrem Wohnmobil, auch Reisemobil genannt, haben. Parken, Strom anschließen und Wasser holen – fertig. Nichts mit Abkuppeln, Schieben, Kurbeln, Abwasserschleppen und so. Dafür sind sie teurer in der Anschaffung. Doch gleicht sich das wieder aus, denn es gibt für Reisemobile oft günstige Kurzzeitplätze mit Pauschalpreisen ab 10,- EUR/Nacht mit 2 Personen. „Richtige“ Campingplätze kosten mehr. Für mein Kind und mich bezahle ich auf der „Liebeslaube“ mit Duschmünzen, Extra-Parkplatz fürs Auto, etc. rund 25,- EUR am Tag.

Für einen 3-Sterneplatz, dessen sanitäre Anlagen zwar sauber aber einfach sind, ist das teuer – lerne ich in der Zukunft. Denn ich werde den ganzen Sommer über selten mehr bezahlen, obwohl ich danach nur noch auf 4- und 5-Sterneplätze gehe. Also solche, die im Bereich der sanitären Anlagen mindestens 4-Sterne haben. Denn das ist mir wichtig: Saubere WC`s und ausreichend große Duschen, wo Sofie und ich zusammen hineinpassen, ohne uns wegen Platzmangel zu quälen. Oft gibt es auch etwas fürs Auge: ein ansprechendes, modernes Bad-Design.

Die schönsten Sanitäranlagen habe ich auf dem “Feriencamp Börgerende” nahe Heiligendamm gesehen.

Pause!

Nachdem der Wohnwagen fertig aufgestellt ist, komme ich zur Ruhe – auf der “Liebeslaube” und später überall, auf allen Plätzen. Wo ist eigentlich meine Tochter? Ach, dahinten sehe ich sie. Sie spielt und tobt mit anderen Kindern über den Platz. Es fällt mir schwer, von meinem Stress runterzukommen und einfach nichts zu tun. Meine Eltern sitzen schon gemütlich da. Meine Mutter lesend im und mein Vater vor dem Reisemobil am Klapptisch. Er schaut entspannt den Kindern zu.

Neugier und Bewegungsdrang treiben mich an den Strand.

Die Touristenplätze sind weit hinten; also gehe ich 3-4 Minuten über begrünte und geschotterte Wege an den Dauerplätzen vorbei und rieche schon die Meeresluft. Herrlich. Einfach herrlich!

Mit einem Sprung überwinde ich die Uferböschung und stehe am Strand. Am Strand! Der Strandabschnitt ist hier schmal, wie so oft an der Ostsee. Wie so oft in den neuen Bundesländern ist die Küste naturbelassen und biotopisch gesund. Das heißt, sie ist grüner als in SH. Die Bauern duften nicht so weit abholzen und die Felder nicht so nahe am Strand anlegen. Bäume und Sträucher säumen die Küste; Gräser wachsen oft bis ans Wasser. Ach ja, das Wasser. Das ist hier schön flach. Gefahrlos für Kinder. Hier können sie stundenlang „keschern“ und planschen.

Wenig Steine, wenig Algen und ein atemberaubender Ausblick!

Es gibt einen auffallenden Unterschied zwischen den Küsten: die Blickrichtung. In Schleswig-holsteinisch (SH) in der Lübecker Bucht usw. ist der Strand Richtung Süd-Ost ausgerichtet. In Mecklenburg-Vorpommern (MVP) sind die Strände öfter nach Nord-West ausgerichtet. Nun mag man denken, die Süd-Ost-Ausrichtung ist besser… Aber: Ich für meinen Teil bin Hobby-Fotograf. Als solcher achte ich aufs Licht. Und da die Farben, gerade die Farben des Meeres, kräftiger sind und stärker leuchten, wenn die Sonne im Rücken des Fotografen steht, ist die Ostsee in MVP in schöneres Licht getaucht. Denn dort scheint die Sonne vom Festland zum Meer. Ja, am Abend schließt sie ihre Augen sogar darüber, sodass es farbenfrohe Sonnenuntergänge gibt.

Dieser Sommer lehrt mich einiges!

Nicht nur über Lichtverhältnisse und Sanitärhäuser. Nein, der Sommer lehrt mich auch viel über defekte Technik am Wohnwagen und deren Reparatur (selbst ist die Frau). Über schmale Straße, Geschwindigkeitsbegrenzungen und über die Bedeutung von individuellen Bewertungen von Campingplätzen*. Und ich lerne viel über Menschen. Über tolle Bekanntschaften, die dennoch meistens flüchtig sind. Und vieles mehr. Und ach ja: Ich komme trotz allem zur Ruhe. Egal wo ich bin: vor mir ist Grün oder Meeresblau; viel Platz zum Spielen für die Kinder und ich kann frei atmen! Atmen. Atmen. Atmen. Mich an der frischen Luft bewegen oder einfach nur entspannen. Ja, hier bin ich Draußen – und das liebe ich.


Ergänzende Infos:

Campingplätze werden bewertet vom:

ADAC sowie ECC Campingführer, vom DTV/BVCD (Dt. Tourismusverband) und Privatpersonen auf Internetplattformen wie www.Camping.info

Folgende Kriterien spielen dabei eine Rolle:

  • Beschaffenheit der gesamten Geländes
  • Sanitäre Anlagen
  • Ausstattung der Urlauberplätze
  • Service + Angebote
  • Freizeitaktivitäten

* Hinweis: Gästebewertungen auf Portalen müssen richtig gedeutet werden!

Beispiel:Vergibt ein Jugendlicher nur 2*, weil die Nachtruhe eingehalten wird, ist ein Schlafbedürftiger dankbar über die Einhaltung der Ruhezeiten und würde vielleicht 5* dafür vergeben. Heißt: Lesen Sie genau. Wer sagt was?

Hersteller und Kaufpreise:

Ein gebrauchter WohnWAGEN (auch Caravan genannt) in gutem Zustand und halbwegs modernem Design ist ab 5tsd Euro zu bekommen; billigere Gebrauchte gibt es natürlich auch. Neue WohnWAGEN kosten ab 12tsd Euro aufwärts. Vergleichsweise muss das Portemonnaie für WohnMOBILE weiter geöffnet werden: Für gute Gebrauchte, ein paar Jahre alt, sind mindestens 15tsd zu zahlen; für neue Reisemobile müssen meist mehr als 40tsd Euro hingeblättert werden. Luxus kostet halt Geld. Wenig Arbeit ist luxuriös. Siehe z.B. hier: www.mobile.de

Viele Hersteller bieten Reisemobile und Caravans an. Firma Bürstner, Dethleffs, Fendt, Hobby, Knaus, LMC, Tabbert und Wilk sind die Gängigsten in Deutschland.

Campingplätze-Empfehlungen der Autorin:

In SH: „Rosenfelder Strand“ bei Dahme und „Kagelbusch“ in Bliesdorf vor Grömitz sowie “Prinzenholz” bei Eutin und “Spitzenort” am Plöner See.

In MVP: Ferienpark „Zierow“ gegenüber der „Liebeslaube“ nahe Wismar (bester Strand für Kinder, da lange flach) und Campingpark Kühlungsborn, sowie das o.g. “Feriencamp Börgerende” bei Heiligendamm.

Preise: SH ist etwas teurer als MVP. Aber grundsätzlich ist Campen in Deutschland auffallend günstig, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Dänemark oder Niederlande.

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