, , ,

ARD Wahlarena mit Armin Laschet: Zwischen Mitgefühl & Provokation

“Was halten Sie von einer Cannabis-Legalisierung? Und haben Sie schon mal selbst gekifft?”, waren die ersten Fragen an Armin Laschet bei der ARD-Wahlarena am 15.9.2021. Diese stellte erkant-Redakteurin Minoka (meine Tochter) bei der letzten der drei Wahlarenen, welche wegen der Bundestagswahl am 26. September 2021, in der Kulturwerft-Gollan in Lübeck stattfanden. Weitere Fragen der Schülerzeitung beantwortete Armin Laschet im Nachgang!

Dies ist 1 von 3 Beiträgen auf erKant.de, unserer Schülerzeitung, von der Wahlarena in Lübeck. Ich, Susanne Braun-Speck, hatte es organisiert, dass unsere Schülerzeitung bei allen 3 Wahlarenen dabei war (jedes Mal ein anderes Team).

Laschets Antwort auf die Cannabis-Fragen war zusammengefasst: Er ist eher dagegen, weil Cannabis ihn als Einstiegsdroge besorgt! Toll findet er dagegen Jugendpressearbeit; war selbst mal in einer Schülerzeitung (siehe Video unten, ab Minute 2:45).


Flutopfer und geschulte Aktivisten saßen auch im Publikum

Laschet antwortete während der ARD-Wahlarena oft auf zwischenmenschlichen Ebene; war recht emotional. Durch seine Berufserfahrungen als Politiker in verschiedenen Positionen von NRW konnte er auf einige Themen näher eingehen. Klar äusserte er sich zum Beispiel gegen jegliche Diskriminierung und ist für eine diverse Gesellschaft, ohne Ausgrenzungen.

Twitter-Posts dazu

Stellenweise wurde der Kanzlerkandidat krass provoziert und mit Unterstellungen konfrontiert. Zum Beispiel von der FFF-Klimaktivistin Maia Stimming, die von der linksradikalen Extremistin Emily Laquer für die ARD-Wahlarena trainiert wurde, um Laschet fertig zumachen. Das gelang ihr trotz der gezielten Vorbereitung nicht, da er relativ gelassen mit Gegendarstellungen reagierte. (siehe Sendungs-Video ab Minute 45.50)


So wohnt Luke Meyer aktuell (Foto: privat von ihm)

Auch das Flutopfer Luke Meyer erzählte seine Geschichte. Der 22jährige war bei der Flut-Katastrophe an der Ahr von den Wassermassen, in seiner Kellerwohnung im Haus seines Großvaters, schlafend überrascht worden und beinahe ertrunken. Aktuell wohnt er im Wohnwagen und hat bisher nur 1.000 Soforthilfe erhalten.

Zwar zeigte sich Laschet mitfühlend und erzählte, dass es in NRW 3.500 Euro Soforthilfen gab, aber fehlende Handwerker und die versprochenen Bundesmittel kann auch er nicht zu sofort beschaffen. Meyer wirkte sichtlich enttäuscht. Er wünschte sich umfangreiche, aktive Soforthilfe für alle Flutopfer. (siehe Sendungs-Video ab Minute 51)


Die LIVE-Sendung ging 75 Minuten lang; bis 21.30 Uhr. Anders als die Kanzlerkandidaten Olaf Scholz und Annalena Baerbock verließ Laschet die Wahlarena in der Kulturwerft Gollan übrigens nicht sofort, sondern nahm sich noch etwas Zeit für Fotos und Gespräche mit den Bürgern und Gästen vor Ort. Danach fuhren er und sein Team in den “Strandsalon” zur CDU-Party.

Kurzer Video-Mitschnitt aus der Sendung, als die ErKant-Redakteurin die Cannabis-Frage stellte:

Laschet startete seine Karriere als Schulsprecher und Jugendredakteur!

Armin Laschet (60) ist Vater von drei – bereits erwachsenen – Kindern und kommt aus NRW, wo er seit 2017 Ministerpräsident ist. Bereits als Jugendlicher wollte er die Welt ein wenig besser machen und engagierte sich als Schülersprecher und Jugendredakteur einer Schülerzeitung, wie er in der TV-Sendung auch erzählte. Seit 1986 ist er mit seiner Frau Susanne verheiratet. Der Kanzlerkandidat der CDU ist Mitglied der katholischen Kirche. Ob dazu passt, dass sein ältester Sohn Johannes “Joe” Laschet ein Mode-Influencer ist?

Auf jeden Fall hat Laschet ein Abi und studierte Jury. Als junger Erwachsener war er Assistenz eines Abgeordneten und wurde mit 28 Jahren bereits Stadtratsmitglied in Aachen. 1999 wurde er Europa-Abgeordneter; 2005 Minister für Generationen, Familien, Frauen und Integration und steht seitdem für Zuwanderung; machte sich stark für die Integration von Menschen aus aller Welt. 2017 wurde er dann Ministerpräsident von NRW; Anfang 2021 der CDU-Vorsitzende und infolge Kanzlerkandidat.


Weitere Fragen der Schülerzeitung beantwortete Armin Laschet im Nachgang per E-Mail.

1. Frage der Redaktion – betrifft Bildung & Kindesunterhalt:
Eine Schlagzeile in Ihrem Wahlprogramm lautet: “Wir wollen Aufstieg durch Bildung für ALLE möglich machen”. Frage: Wie soll das möglich werden? Insbesondere bei Kindern, die von ihren Eltern finanziell NICHT unterstützt werden können oder wollen? Stichwort auch: Kindesunterhaltsvorschuss, der mit 18 endet? Wie sollen Jugendliche Ihr Abi und ein Studium machen, wenn sie mit 18 keinen Unterhalt mehr vom Vater alternativ Kindergeldkasse bekommen? Gerade 18 und dann direkt eine Klage einreichen zu müssen, kann ja keine Lösung sein (das dauert ja auch Jahre …).
Antwort dazu von Kanzlerkandidat Laschet:
Eins ist klar: Kinder haben Anspruch auf Unterhalt von ihren Eltern über das 18. Lebensjahr hinaus – oder auf BAföG, wenn das Elterneinkommen nicht ausreicht. Erst nach dem ersten Berufsabschluss endet diese elterliche Pflicht ganz offiziell.
Wenn Eltern oder ein Elternteil dieser Pflicht nicht nachkommen wollen, ist das für die Kinder natürlich eine sehr schwierige Situation. Denn mit 18 Jahren ist man volljährig und das Gesetz sieht vor, dass Erwachsene ihre Unterhaltsansprüche selbst durchsetzen müssen. Unterstützen können hier aber ein Familienmediator oder eine Rechtsanwältin, auch wenn man keinen Antrag vor Gericht stellen möchte.
Und was noch viel mehr junge Menschen wissen sollten: In Deutschland gibt es für engagierte Studierende mit sehr guten Leistungen Stipendien. Mich hat damals die Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert; auch, weil mein Studium und das meiner drei Brüder eine finanzielle Herausforderung für meine Eltern war. Alle parteinahen Stiftungen und auch andere Institutionen bieten solche Stipendien an, und es lohnt, sich zu bewerben.
Die Politik muss jedoch schon viel früher ansetzen: Gleiche Bildungschancen für alle Kinder von der Kita an, unabhängig von der finanziellen Situation und der Herkunft der Eltern – das ist mein Ziel. Dafür brauchen wir gut ausgestattete Schulen, Fortbildung für Lehrende und digitale Bildung, die den Namen verdient.

2. Frage der Redaktion – betrifft Generationskonflikte:
Wie soll unsere Generation die finanziellen Probleme, die insbesondere durch die Rente, welche unsere Eltern aus der Babyboomer-Generation (2x soviele wie die Jugendlichen und jungen Erwachsenen heute) später bekommen sollen, getoppt durch die Corona-Schulden, hinbekommen? Woher soll das ganze Geld kommen, um das zu bezahlen?
Antwort dazu von Kanzlerkandidat Laschet:
Erstens: Indem wir nachhaltig wirtschaften! Im Gegensatz zu anderen Parteien ist uns die Schuldenbremse und die „Schwarze Null“ besonders wichtig. Das bedeutet, dass der Staat nur so viel Geld ausgeben darf, wie er zur Verfügung hat. Nur, weil wir so gut gewirtschaftet hatten und keine neuen Schulden brauchten, konnten wir in der Corona-Krise so vielen Menschen und Betrieben helfen. Dahin müssen wir jetzt zurückkommen.
Und zweitens: Wir müssen dafür sorgen, dass die Wirtschaft wieder wächst, sodass alle Menschen in Deutschland gute Arbeit haben. Denn wer Arbeit hat, zahlt Steuern und Sozialabgaben. Deshalb ist es für uns als CDU wichtig, dass die Unternehmen keine höheren Steuern zahlen müssen und deshalb genug Freiraum haben, um sich um ihr Geschäft zu kümmern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sichere Jobs zu geben.

3. Frage des Redaktions-Coaches – betrifft Corona-Soforthilfen:
Die Corona-Lockdows haben Selbständige, Freiberufler und Klein- und Mittelständler, die Träger unserer Gesellschaft, in Notlage gebracht und zu Sozialhilfe-Empfängern gemacht. Fakt ist: Herr Scholz hatte im März 2020 zugesagt, Soforthilfen müssten nicht zurückgezahlt werden! Es gab bei Antragstellung eine Prüfung; das sollte es gewesen sein.
Doch: Regeln wurden im Nachgang geändert! Heute und jetzt gibt es Nachprüfungen und Rückzahlungen! Die Folge: Unschuldige werden zu Subventionsbetrügern oder im Nachgang pleite gehen! Denn wer zurückzahlen muss, aber u.a. wegen der Corona-Lockdowns kein Geld hat und nachträglich natürlich kein Hartz4 beantragen, muss infolge Insolvenz anmelden.
Finden Sie das richtig? Wie wollen Sie damit umgehen? Sorgen Sie für Gerechtigkeit? Oder lassen Sie zu, dass noch mehr Lebenswerke durch die Politik zerstört werden? Freiberufler und Unternehmern ihre Existenz verlieren? Ihr Heim, ihre Firma? Was würden Sie tun, wenn Sie Bundeskanzler werden?
Antwort dazu von Kanzlerkandidat Laschet:
Ich glaube, ich spreche hier nicht nur für mich, sondern auch für die Vertreterinnen und Vertreter anderer politischer Parteien: Die Pandemie hat viele Menschen in Deutschland hart getroffen, und sowohl die Bundes- als auch die Landesregierungen haben sehr, sehr viel unternommen, um das Schlimmste zu verhindern. Alle Schäden kann die Politik nicht ausgleichen, das stimmt.
Aber die Insolvenzantragspflicht ist beispielsweise ausgesetzt worden – um die von Ihnen geschilderten Fälle eben nicht eintreten zu lassen. Wir haben es geschafft, in der Hochphase der Corona-Krise mit vielen Konjunkturmaßnahmen die Wirtschaft zu stabilisieren und Arbeitsplätze zu sichern. Wir sind so gut wie kaum ein anderes Land aus der Krise gekommen, weil wir denjenigen geholfen haben, die von der Pandemie besonders betroffen waren.
Dennoch gibt es Härtefälle, und natürlich muss auch hier eine Absicherung gewährleistet sein. Entscheidend für unser Land sind nun zwei Dinge: die Impfquote weiter so zu steigern, dass alle Einschränkungen gefahrlos aufgehoben werden können. Und zweitens, die Wirtschaft wieder voll in Gang zu bringen! Das wollen wir erreichen, indem wir sie von überflüssiger Bürokratie entlasten.