Was kosten Freiberufler, was Lehrer im öD?
Im Vergleich mit IT-System- und Beratungshäusern, sowie Agenturen sind Freiberufler in jedem Fall deutlich günstiger. Doch immer und immer wieder entstehen Diskussionen darüber, was Freiberufler kosten und was nicht. Sie verdienen angeblich mehr als Angestellte, angeblich mehr als Mitarbeiter im öffentlichen Dienst. Wie sieht es wirklich aus?
Ich hatte kürzlich eine Diskussion mit jemandem, der im öffentlichen Dienst arbeitet. Es ging um die Gehälter von Angestellten und Beamten im ÖD im Vergleich zu den Honoraren von Freiberuflern. Mein Gesprächspartner meinte, dass die Sach- und Fremdkosten des Projektes zu den Personalnebenkosten gehören und in den Honoraren enthalten sein müssten. Das ist falsch, ebenso wie seine Vorstellung, dass Freiberufler viel mehr verdienen als gleichwertige Angestellte.
Richtig ist, dass das Honorar eines Freiberuflers in der Summe nur dann mit einem Angestelltengehalt vergleichbar ist, wenn alle seine Leistungen vergütet werden. Dies ist z.B. bei Projektmitarbeitern, Referenten und Dozenten häufig nicht der Fall. Sie bekommen oft nur die Präsenzzeiten bezahlt, nicht aber die Vorbereitungszeiten. Diese sind aber oft zeitaufwändiger als beispielsweise der durchzuführende Workshop.
Da ich seit einiger Zeit auch in der Bildungsbranche arbeite, habe ich meine Gehalt-vs-Honorar-Berechnung* in Bezug auf die IT-Branche nun auch auf Lehrergehälter angewendet. Das Ergebnis ist überraschend!
Eine Lehrkraft kostet pro Stunde geleisteter Arbeit zwischen 65 und 92 Euro.
Wieviel? Soviel kosten doch auch Freiberufler! Genau! In 2019 habe ich meine Tabelle von 2011, welche übrigens seit damals auch in einigen Unternehmern und bei öffentlichen Arbeitgebern genutzt wird, mit der Personalkostentabelle (Link) des Landes Schleswig-Holstein verglichen. Die Stundenwerte darin geben die Personalkosten für eine Stunde „effektive“ Arbeitszeit an – wer dabei tatenlos am Schreibtisch sitzt, wird natürlich trotzdem bezahlt.
Diese Personalkosten variieren natürlich nach Status (beamtet oder angestellt) sowie Position und Berufsjahren, also Besoldungstufe. Übrigens: laut Personalkostentabelle des Landes 2018 kostet jeder TVöD-Angestellte bei effektiver Arbeitszeit 65,29 €/Std.
Ergebnis: Freiberufler kosten ähnlich viel wie Mitarbeiter im öffentlichen Dienst.
Allerdings bekommen Freiberufler keinen Cent, wenn sie krank oder im Urlaub sind oder Vorbereitungsarbeit leisten oder sich weiterbilden, etc. Dann gehen sie leer aus. Das heißt in der Summe sind sie sogar deutlich günstiger als Mitarbeiter im öffentlichen Dienst, egal ob diese angestellt oder beamtet sind.
Meine Berechnung, farbig hinterlegt auch auf Google.docs zu sehen.
Basis für den Vergleich: Lehrergehalt TV-L 12 Stufe 4, Stand: 2019 (4.748,72 EUR) im Vergleich mit freiberuflichen Referenten
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Gehalt vs Honorar-Berechnung (kurz: GvH-Berechnung) von Susanne Braun-Speck ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International Lizenz. Beruht auf dem Werk unter https://tiefenschaerfe.de/wertschaetzung/.
Diese Berechnung ist in seiner Urform bezogen auf IT-Berufe, auch Teil vom Booksprint Vereinbarkeit 4.0 der Bertelsmann-Stiftung 2019. Der Beitrag von mir, Susanne Braun-Speck, ist dieser: “Selbstständige & ihr Leben ohne Netz und doppelten Boden” Seite 164-170 (in Kapitel 7) .
Zum ersten Mal erschien diese Berechnungsmethode von mir allerdings 2011 in der Computerwoche und weiteren IT-Zeitschriften. Titel: Honorarratgeber für Freiberufler -> Link dorthin
Quellen:
- Personalkostentabelle SH 2017/18: https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/H/haushalt_landeshaushalt/Downloads/Personalkostentabellen/Personalkostentab_2017_2018.pdf?__blob=publicationFile&v=2
- Honorar-vs-Gehalts-Rechnung: https://tiefenschaerfe.de/wertschaetzung/Honorar-vs-Gehalts-Rechnung:
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[…] Zwar könnten – bei ausreichender Mitarbeiteranzahl – auch IT-Systemhäuser und Beratungsfirmen solche Fachkräfte für Schulen liefern, doch: Dort kosten diese 1/3 bis doppelt soviel. Freiberufler sind dagegen inklusive aller Arbeitgeber- und Personalnebenkosten nicht teurer als zum Beispiel Lehrer. Das im Durchschnitt 75 €/Stunde (netto). Berechnung dazu siehe Quellen-Angaben oder direkt hier. […]
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